Was, wenn sich doch was bewegt?

Best Practice

Die Zukunft beginnt heute.

Wie könnte die Stadt von morgen aussehen?
Diese Projekte machen heute schon einen Schritt in die Zukunft. 

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We-House Herne

Wohnen mit kleinem Fußabdruck

Gemeinsam statt einsam wohnen und dabei möglichst kleine ökologische Spuren hinterlassen – das ist das Motto des gemeinschaftlichen Wohnprojekts we-house in Herne. Dabei kombiniert das innovative Baukonzept mitten im Ruhrgebiet ein Mehrgenerationen-Wohnmodell mit strengen Umweltschutz-Kriterien. Das Haus, ein ehemaliger Hochbunker, wird als Gesamtorganismus begriffen; so sparen intelligente Kreisläufe Ressourcen wie Strom, Wasser und Wärme und machen diese mehrfach nutzbar. Unter anderem wird die Abwärme der Mobilfunktechnik auf dem Dach genutzt, um im Winter die Fassade von außen aufzuheizen und so erst gar keine Kälte im Inneren des Gebäudes ankommen zu lassen. Zudem wird die Abwärme zur Warmwasseraufbereitung verwendet.

Individuelle Wohnungen, gemeinsam verwaltete Gemeinschaftseinrichtungen, Dachgärten, Car- und Bikesharing und Kulturangebote ermutigen die Bewohnerinnen und Bewohner, mitzugestalten und zu teilen statt zu besitzen. Besonders fördern will das Wohnmodell zudem das aktive Miteinander und die gegenseitige Unterstützung mehrerer Generationen. Nach denselben Prinzipen lässt we-house an weiteren Standorten in Deutschland noch weitere Wohnprojekte entstehen.

© WE-HOUSE HERNE GMBH & CO. KG

Neue Mitte Kressbronn

Ressourcenschonend neuen Wohnraum schaffen

Werden bestehende Gebäude aufgestockt, kann ressourcenschonend neuer Wohnraum geschaffen werden, ohne zusätzlich Fläche zu versiegeln. Zudem können entstehende Sanie- rungskosten durch die neugewonnene Wohnfläche auf lange Sicht ausgeglichen werden.

In diesem DBU-Projekt entwickelt das Baden-Württembergische Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) gemeinsam mit der Hochschule Biberach, dem Fertighaus- hersteller Baufritz und den freien Architekten Beyer Weitbrecht Stotz + Partner ein Konzept für die einfache und kostengünstige Erweiterung bestehender Gebäude mithilfe emissionsarm und ressourcenschonend vorgefertigter Raum- module.

Beispielhaft umgesetzt wird das Konzept am Sparkassengebäude in Kressbronn am Bodensee. Die dafür speziell entwickelten „Energiewendemodule“ schaffen nicht nur neuen Wohnraum, sie helfen zusätzlich, das alte Gebäude energe- tisch zu optimieren, sodass im Vergleich zum vorherigen Zustand rund 90 Prozent der Energie eingespart werden kann. Diese Art der Herstellung hält nicht nur die Kosten niedrig, sie verspricht auch eine geringe Bauzeit bei hoher Handwerksqualität. Das begleitende Forschungsprojekt gestaltet mehrere Varianten des Energiewendemoduls. Auf diese Weise ist der Sanierungsansatz auch auf andere Gebäude übertragbar.

 

© Martin Pehnt, ifeu

Prinz-Eugen-Quartier

Von der Kaserne zur ökologischen Mustersiedlung

Im Süden des Münchner Prinz-Eugen-Parks entstand auf einem einstigen Kasernengelände die bisher größte zusammenhängende Holzbausiedlung Deutschlands. Indem sie die Vergabe der Grund­stücke an ökologische und soziale Kriterien knüpfte, beschritt die Stadt München mit den mit fast 600 Wohnungen der ökologischen Mustersiedlung neue Wege. Zudem erhielt der moderne Holzbau die Chance, neue Maßstäbe in puncto Klimaschutz und nachhaltige Stadtentwicklung zu setzen.

Um alternative, kollektive Bauherrenmodelle im Quartier zu fördern, wurden die Grundstücke ausschließlich an Baugemeinschaften, Genossenschaften und städtische Wohnungsbaugesellschaften vergeben. Mit solchen alternativen Baumodellen kann der Gewinn, der sonst von den Bauträgern abgeschöpft wird, in eine bessere ökologische und soziale Qualität der Gebäude investiert werden. Außerdem konnte die Bewohnerschaft auf diese Weise gemeinsam genutzte Quartiersflächen und Freiräume selbst entwickeln und gestalten – mit Gästewohnungen und Gemeinschaftsräumen, mit einer Quartiersbegrünung für mehr Biodiversität und mit Gemeinschaftsgärten für eine regionale Lebensmittelversorgung. So entstanden schließlich acht beispielhafte Wohnungsprojekte mit einem breiten Angebot für unterschiedlichste Bedürfnisse.

Die Vielseitigkeit an Gebäudetypen und Baukonstruk­tionen im Holzbauquartier ist auch von wissenschaftlichem Interesse: An ihnen wird nun untersucht, wie mit Hilfe der Holzbauweise möglichst viele Emissionen und Ressourcen im Bausektor eingespart werden können.

© PK Odessa, Markus Lanz und Sebastian Schels

Aus Alt bau Neu

Ein zweites Leben für Bauschutt

Eine Möglichkeit, um dem hohen Flächen- und Ressourcenverbrauch der konventionellen Betonherstellung entgegenzuwirken, ist Recycling-Beton. Für seine Herstellung wird anstelle von Kies und Splitt Altbeton aus abgebrochenen Gebäuden verwendet, so müssen die Rohstoffe nicht extra abgebaut werden. Das entlastet nicht nur die Natur, sondern auch unsere Mülldeponien und macht das Bauwesen erheblich umweltfreundlicher. 

Vor allem Städte profitieren davon, wenn Bauschutt wiederverwendet werden kann, denn hier wird besonders viel abgebrochen und neugebaut. Zudem sind in Städten die Transportwege zwischen Abbruch, Aufbereitung und Neubau meist kürzer als von der Kiesgrube zur Baustelle. Bei der Umweltstation Würzburg, konnte sich der Recycling-Beton bereits beweisen.

Baustoffe zu recyclen klingt logisch, gehört bisher aber noch nicht zur üblichen Praxis – zu groß ist das Misstrauen der Baubranche gegenüber der Qualität von Rezyklaten und auch die Kosten sind noch vergleichsweise hoch. Da nur sortenreiner Altbeton – ohne Holz, Folien und andere Fremdstoffe – sich im Bau wiederverwenden lässt, ist das gründliche Reinigungsverfahren eine große Herausforderung bei der Herstellung des Recycling-Betons. Der Umwelt zuliebe sollte Recycling-Beton aber wann immer es geht vorgezogen werden, finden die Professorin Angelika Mettke und der Unternehmer und Bautechniker Walter Feeß. Mit ihrem jahrelangen Engagement, die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen tragfähig zu machen, gelten die beiden als Wegbereiter für den Recycling-Beton. Dafür erhielten sie 2016 den Deutschen Umweltpreis der DBU. 

© Feeß
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Die grüne Stadt der Zukunft

Eine Stadtentwicklung für mehr Stadtgrün

Dass Stadtgrün gut für Stadtklima, Mensch und Tier ist, ist klar – in der Praxis steht Stadtgrün bei der hohen Flächenkonkurrenz in der Stadt aber häufig hintenan. Wie mehr Grün konkret in die Stadtentwicklung integriert werden kann, das hat das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „Die Grüne Stadt der Zukunft“ der TU München, der LH München, LMU München und das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Berlin am Beispiel von sechs Münchner Stadtquartieren ausgiebig untersucht und dargestellt.

Dabei wurden die verschiedenen Perspektiven aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammengebracht und gemeinsam Lösungsstrategien erarbeitet, wie Städte grüner, klimaneutraler und klimaresilienter werden können. Die Ergebnisse des Projekts verdeutlichen vor allem die subjektive und objektive Wirkung grüner Infrastrukturen auf die Lebensqualität und sie veranschaulichen, welche Möglichkeiten die Stadtplanung in der Umsetzung hat. Die gewonnen Erkenntnisse werden derzeit in „Bildungs-Modulen“ frei zugänglich und verständlich aufbereitet und können so ganz einfach auf andere Standorte angewendet werden.

© IÖW / Volker Haese

Der Schilde-Park

Vom Industriegelände zum Stadtpark

Die Stadt Bad Hersfeld hielt dem Druck von Wohnbau und Einzelhandel stand. Anstatt ein fünf Hektar großes ehemaliges Industriegelände am nördlichen Rand der Altstadt weiter zu versiegeln, ließ sie dort einen Natur-Erlebnis-Raum entstehen. Mit intensiver Bürgerbeteiligung wurde die zuvor vollständig versiegelte Fläche zum Stadtpark umgestaltet. 

So wurde ein langer unterirdisch verlaufender Bach freigelegt. Das Niederschlagswasser auf den versiegelten Flächen wird dem Bach direkt zugeleitet – so kann das Regenwasser besser abfließen und bleibt zudem im natürlichen Kreislauf. Die eingegliederte Bachlandschaft wurde in diesem Zuge renaturiert und so der Hochwasserabfluss verbessert. Der wiederhergestellte ökologische Gewässerzustand und die umgebende Parklandschaft bieten nun nicht nur mehr Lebensraum für Pflanzen und Tiere, auch die Lebensqualität der Menschen vor Ort ist höher.

© IÖW / Volker Haese

Wildnis in der Stadt

Städte entdecken ihr "Wildnispotenzial"

Wildnis und Stadt klingen wie Gegensätze – das wollte das Das DBU-geförderte Projekt der Deutschen Umwelthilfe ändern. In dem Projekt wurden Städte dazu ermutigt, urbane Wildnis als festen Bestandteil ihrer Grünausstattung zu etablieren und damit die städtische Artenvielfalt zu erhöhen.
Das Projekt präsentiert anhand von vier Praxisbeispielen aus Arnsberg, Berlin-Spandau, Leipzig und Gelsenkirchen, wie urbane Wildnis auf vielfältige Art und Weise erfolgreich ausgebaut und der Bevölkerung nähergebracht werden kann. Die Wildnis-Ansätze der Modellstädte wurden gesammelt, aufgearbeitet und die Erkenntnisse anschließend in einer ausführlichen  aufgearbeitet. Mit ihrer Hilfe können nun auch andere Städte ihr „Wildnispotenzial“ entdecken, ausbauen und für ihre Stadtbevölkerung erlebbar machen. 

Du willst dich gerne für mehr artenreiches Grün in deiner Stadt einsetzen?

Hier findest lokale Initiativen, Vereine und Institutionen in deinem Ort, die sich über dein Engagement freuen

© Michael Godau - Godau Media
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Ueberflutungsvorsorge

Besser gewappnet für extreme Regenereignisse

Um sich gezielt an die zukünftig häufiger auftretenden Extremniederschläge anpassen zu können, ist es für Städte wichtig zu wissen, welche Stadtgebiete und Gebäude besonders überflutungsgefährdet sind.

Im Rahmen des Projektes “Klimaanpassungsstrategie Starkregen” (KLAS) wurden in der Modellstadt Bremen zielgerichtete Konzepte zur Überflutungsvorsorge erarbeitet. Mit Hilfe räumlicher Daten aus dem Geoinformationssystem (GIS) wurde dafür ein Auskunfts- und Informationssystem zur Starkregenvorsorge (AIS) konzipiert. Das AIS soll raumbezogene Daten zu Überflutungsgefahren und entsprechende Anpassungsmöglichkeiten zielgruppengerecht bereitstellen und so die gezielte Überflutungsvorsorgen unterstützen. Als Onlineportal in Form von Web-Applikationen sind diese Informationen für die Stadt sowie für private Grundstückseigentümer zugänglich; sie können in dem Onlineportal starkregen-gefährdete Bereiche auf dem eigenen Grundstück lokalisieren und entsprechende Maßnahmen einleiten.

Die Entwicklung des AIS ist eine große Errungenschaft für die Überflutungsvorsorge. Erstmals stehen Informationen zur Überflutungsvorsorge zentral gebündelt und zielgruppengerecht für Bürgerinnen und Bürger sowie für Verwaltungsangehörige bereit. Das AIS soll es auch anderen Städten und Kommunen ermöglichen, von den langjährigen Erfahrungen der Stadt Bremen im Umgang mit Starkregen zu profitieren.

© Dr. Pecher AG

Blauer Garten Ostfildern

Wasser leiten statt stoppen

Das Wohnquartier „Blaue Gärten“ in Ostfildern zeichnet sich vor allem durch sein intelligentes Regenwassermanagement aus. Großzügig angelegte Grünflächen in den Innenhöfen und begrünte Dächer können große Mengen Regenwasser aufnehmen. Niederschläge auf den versiegelten Flächen und Wohndächern werden mit Hilfe eines Bachlaufs, eines Regenerationsteichs und einer Zisterne aufgefangen. Von dort aus kann das Regenwasser schließlich zur Verdunstung wieder an die Oberfläche gepumpt werden.

Durch das ausgedehnte Mulden-Rigolen-System des Stadtteils ist das Quartier auch bei Starkregen vor Überflutungen geschützt: Das Wasser wird in einem ausgeklügelten Speichersystem gesammelt und langsam an umliegende Bäche abgeleitet. Im Sommer wird die Wohnanlage von Bach, Teich, Springbrunnen und Grünflächen auf natürliche Weise gekühlt. Zudem ist das Quartier ein gutes Beispiel für funktionierende Tiefgaragenbegrünung, denn die drei begrünten Innenhöfe wurden zum Großteil auf der Decke darunterliegender Tiefgaragen angelegt. Multifunktionaler kann der Platz im Quartier wohl kaum genutzt werden.

© Zinco GmbH
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Stadtquartier 2050

Auf dem Weg zur Klimaneutralität

In Stuttgart und Überlingen werden im Rahmen des „Startquartier 2050“ Projekts zwei Modellquartiere zukunfts- und sozialgerecht umgestaltet. Schrittweise wird klimaneutraler und bezahlbarer Wohnraum in mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern geschaffen. Teils saniert und teils neu bebaut wird im Stuttgarter Stadtgebiet ein ehemaliges Krankenhausareal; in Überlingen ein Wohngebiet am Stadtrand. Die beiden Quartiere sollen möglichst innovative und zukunftsfähige Lösungsansätze für eine intelligente Kopplung von Strom, Wärme und Mobilität etablieren. Diese Lösungsstrategien werden über mehrere Jahre hinweg beobachtet, ihre Umsetzung in den beiden Quartierstypen miteinander verglichen und auf andere Kommunen übertragbar gemacht.

Im Fokus stehen ganzheitliche Konzepte, die nicht nur die Treibhausgasemissionen von Wärme und Strom minimieren, sondern auch den Energieverbrauch, der durch den Bau der Gebäude entsteht. Der Wärme- und Strombedarf der Bewohnerschaft wird primär über Nahwärme, Photovoltaik auf Dächern und Fassaden, sowie über lokale, erneuerbare Energiequellen gedeckt. Mithilfe von thermischen und elektrischen Energiespeichersysteme können die Quartiere ihren Energiebedarf größtenteils selbst decken.

Für Stuttgart und Überlingen ist das jeweilige Bau- und Forschungsprojekt ein wichtiger Schritt auf ihrem erklärten Weg zur Klimaneutralität.

Quelle: Baugenossenschaft Überlingen

Das Klimaquartier "Neue Weststadt"

Mit Wasserstoff zur Klimaneutralität

Das Projekt „Klimaquartier Neue Weststadt“ sieht grünen Wasserstoff besonders auf Quartiersebene als Schlüsselelement zur Energiewende. So wurde ein ehemaliger Güterbahnhof zu einem modernen Wohnquartier umgewandelt, das sich vor allem durch sein zukunftsweisendes, sektorübergreifendes Energiekonzept auszeichnet. Mit wissenschaftlicher Begleitung werden in dem Vorreiterquartier übertragbare Lösungen für die Herstellung und Nutzung von grünem Wasserstoff in Stadtquartieren erarbeitet und getestet – die sektorenübergreifende Klimaneutralität ist Leitmotiv des Projekts.

In der Energiezentrale mitten im Quartier wird mit dem überschüssigen Ökostrom aus lokalen Photovoltaikanlagen und aus überregionaler Erzeugung grüner Wasserstoff hergestellt. Dieser wird in der Mobilität oder in der (Gas-)Industrie vor Ort entweder direkt verbraucht oder zwischengespeichert. Das Besondere: Die Abwärme der Wasserstoffgewinnung wird als Heizwärme für das Wohnquartier verwendet – das erhöht die Effizienz der Wasserelektrolyse auf bis zu 90 Prozent.

Besonders ist auch das Mieterstrommodell: Darüber wird der über Photovoltaik im Quartier produzierte Strom direkt für die Bewohnerschaft nutzbar. So wird die erneuerbare Energie nicht nur am Ort der Produktion verbraucht, sie ist dazu um etwa 30 Prozent günstiger als die übliche Netzversorgung. Das quartierseigene Car-Sharing-Angebot und die emissionsfreien, elektrischen Oberleitungsbusse der Stadt Esslingen machen auch die Mobilität klimafreundlicher.

© Maximilan Kamps, Agentur Blumberg GmbH
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Das Elektro-Dorfauto im Kreis Rhein-Hunsrück

Carsharing für den ländlichen Raum

Für die nachhaltige Fortbewerbung der Zukunft wird die E-Mobilität nicht ausreichen – auch das Selbstverständnis, ein Auto zu besitzen, muss sich ändern. Während umfangreiche Carsharing-Angebote das Prinzip „Teilen statt Besitzen“ in den meisten Städten schon einfach machen, sind die Menschen im ländlichen Raum immer noch abhängig vom eigenen Auto. Mit dem E-Dorfauto-Projekt bringt der Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz Carsharing und E-Mobilität auch dorthin, wo der Pendlerverkehr am stärksten ist. Der Rhein-Hunsrück-Kreis stellt dafür in Kooperation mit den Verbands- und Ortsgemeinden acht E-Autos bereit, die von der Dorfbewohnerschaft seit Dezember 2019 kostenlos und unkompliziert gemietet werden können.

Bereits im ersten Probejahr fand das Angebot eine enorme Resonanz und inspirierte zahlreiche Nachahmer-Gemeinden in der Umgebung. Auch der Kreis Rhein-Hunsrück will nach dem großen Erfolg der Testphase aufstocken: Bis zu zwanzig E-Autos in Trägerschaft der Gemeinden sollen für zwei weitere Jahre gefördert werden. Der Vorteil des Rhein-Hunsrücker Modells: In kommunaler Hand können die Nutzungsgebühren gering gehalten werden. Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg sind Ehrenamtliche, welche die ordnungsgemäße Nutzung der Mietautos betreuen.

© Werner Dupuis

Seilbahnen Als Öffentliche Transportmittel

Die Bahn ohne Staub, Stau, Lärm und Abgase

Als innovative Alternative um den Autoverkehr in der Stadt zu reduzieren und den ÖPNV zu ergänzen, wird in den letzten Jahren auch hierzulande vermehrt der mögliche Einsatz von Seilschwebebahnen geprüft. Gegenüber Stadt- und Straßenbahnen bieten Seilbahnen mehrere Vorteile: Ihre Bauzeit ist erheblich kürzer, es muss weniger Fläche versiegelt werden und der Material- und Ressourcenbedarf für Stützen und Stationen ist geringer. Zudem sind Seilschwebebahnen sehr geräuscharm, zerschneiden kaum Natur- oder Bewegungsräume und bieten über ihren Lebenszyklus hinweg eine sehr gute CO2-Bilanz. Für die Erstbewertung und den Bau von Seilschwebebahnen im Stadtraum fehlen jedoch bisher praktisch anwendbare Entscheidungshilfen. Im Rahmen eines DBU-Forschungsprojektes entwickelt das Ingenieurbüro SSP Consult Beratende Ingenieure GmbH in Stuttgart derzeit Methoden und Werkzeuge, um Einsatzmöglichkeiten dieses neuen Verkehrsmittels im urbanen Raum besser abschätzen zu können. Unterstütz werden sie dabei vom Institut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart.

In Boliviens Hauptstadt La Paz ist die Seilschwebebahn als zuverlässiges Verkehrsmittel längst Realität: Ohne Staub, Stau, Lärm und Abgase pendeln die Kabinen in einem weitläufigen verzweigten und gut ausgebauten Netz über die Stadt. Sanft schwebend bringt die Seilbahn nicht nur die täglichen Fahrgäste über dem gestauten Straßenverkehr an ihr Ziel, sie bringt auch die sozial unterschiedlich geprägten Wohnviertel von reichen und armen Gesellschaftsschichten mit ihren Tal-Berg-Verbindungen näher zusammen. 

© R. Eisinger, Universität Stuttgart - IFT

SUNRISE Bremen

Für eine zukunftsfähige Mobilität im Quartier

Will man den Straßenraum im Quartier umgestalten, sind Konflikte zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden vorprogrammiert. Im Projekt SUNRISE entwickeln sechs europäische Städte – Bremen, Malmö (SE), Southend-on-Sea (GB), Budapest (HU), Thessaloniki (GR) und Jerusalem (IL) – in ausgewählten Quartieren zukunftsweisende Mobilitätskonzepte. Unter intensiver Bürgerbeteiligung werden Probleme im Straßenraum gemeinsam identifiziert, Lösungen erarbeitet und beispielhaft umgesetzt. 

Alle Beteiligten zufriedenstellen kann aber kaum eine einzige Lösung, darum ist ein wesentliches Ziel des Projekts, Raum für Meinungstausch und Konfliktlösung zu schaffen. So wurde der Straßenraum im Bremer Hulsberg-Viertel fußgängerfreundlich umverteilt, illegales Gehwegparken unterbunden und gleichzeitig zusätzliche Fahrradbügel und Casharing Angebote eingerichtet. Mithilfe einer interaktiven Ideenkarte und regelmäßigen Veranstaltungen können Bürgerinnen und Bürger Probleme und gute Lösungen identifizieren, den Umwandlungsprozess aktiv mitgestalten und ihrer Stimme Gehör verschaffen. Das erhöht die Akzeptanz und Wirksamkeit der Maßnahmen. Die sechs teilnehmenden Städte tauschen ihre Erfahrungen regelmäßig aus und fassen ihre Erkenntnisse in Leitfäden zusammen. So wollen sie den Weg zur nachhaltigen Mobilität auch für andere Stadtquartiere erleichtern.

© Michael Glotz-Richter SKUMS, Stadt Bremen